Workshop: Tanzvermittlung als Berufsperspektive

19.10.2024, HZT in Berlin-Wedding

 

Dokumentation / Erfahrungsbericht

von Mira Jochimsen

 

Was ist Tanzvermittlung? Welche Rolle nimmt man als Tanzvermittler*in ein? Was wird vermittelt – oder könnte man auch fragen: Zwischen wem wird vermittelt?

Mit diesen Fragen habe ich mich Mitte Oktober 2024 zum Workshop ‚Tanzvermittlung als Berufsperspektive‘ angemeldet. Nach dem Abschluss meines Studiums in Dance Performance an der Stockholm University of the Arts stehe ich am Anfang meiner Laufbahn in Berlin und bin daran interessiert, die verschiedenen Wirkungsbereiche von Tanz zu erkunden. Der Workshop hat meine Neugier geweckt, Konkretes und Praktisches über Tanzvermittlung zu erfahren, mich mit Menschen auszutauschen, die in diesem Feld tätig sind und einen Einblick zu bekommen, wie vielfältig und individuell man die Vermittlung von Tanz gestalten kann.

 

In diesem dokumentarischen Text möchte ich festhalten, welche Eindrücke sich mir eingeprägt haben und welche Einsichten ich gewonnen habe.

 

Der Workshop bestand aus zwei Teilen: Den einen Teil leitete Bahar Meriç – Choreografin, Vermittlerin, Projektinitiatorin und künstlerische Leiterin von Future Move e.V. Den anderen Workshop-Teil gestaltete Be van Vark, die als Choreografin, Dozentin, sowie als Vorstandsmitglied und künstlerische Leiterin von Tänzer* ohne Grenzen e.V. tätig ist. Die Workshopgruppe bestand aus einer Mischung von Teilnehmenden des Programms Future Move Tanz – Berufsperspektiven für junge Tanzschaffende, Studierenden und Alumni des HZT und Menschen aus der freien Tanzszene und verwandten Bereichen, die sich für Tanzvermittlung interessierten.

Tanzvermittlung als leibliche Erfahrung

Essentieller Bestandteil beider Workshops war das Ausprobieren. Wir erkundeten Tanz- und Bewegungsübungen in der Gruppe, sowohl mit Musik als auch ohne, mit Hilfsmitteln und ohne, draußen und drinnen, mit Sprache, Geräuschen, Worten und in totaler Stille. Aus der Position der Lernenden heraus kamen wir selbst mit den unterschiedlichen Facetten, Herausforderungen und Möglichkeiten von Tanzvermittlung in Berührung: Wir haben sie gewissermaßen am eigenen Leib erlebt.

 

Wir stehen verteilt im Hof der Uferstudios. Die Hälfte der Gruppe hat die Augen geschlossen. Mit geschlossenen Augen lässt es sich besser zuhören. Es erklingt ein Chor an Zisch-, Pfeif-, Schmatz- und Schnalzgeräuschen. Die Laute kommen aus allen Richtungen und ich versuche herauszuhören, wo ich das mir zugeordnete Geräusch verorten kann. Während ich im Chor der Stimmen die Details herauszuhören versuche, nehme ich sowohl die Vielstimmigkeit der Gruppe war, als auch die Spezifität der Stimme, die sich an mich richtet. Zögerlich laufe ich mit geschlossenen Augen in die Richtung, aus der ich das Geräusch meiner*s Partner*in vermute. Je weiter ich mich nähere, desto lauter und klarer wird es, andere Geräusche treten mehr in den Hintergrund. Als es ganz nah ist, öffne ich die Augen. Die Gruppe hat sich im Raum neu sortiert.

 

Was hier exemplarisch erlebbar wird, ist etwas ganz Alltägliches: Die Bewusstwerdung der eigenen Sinneswahrnehmung. Dabei wird etwas in den Fokus gerückt, das zwar immer da ist, dem wir aber meist wenig Beachtung schenken. In der simplen und doch vielschichtigen Aufgabe werden wir uns unserer Sinnlichkeit bewusst, unserer menschlichen Grundausstattung. Es geht um Abstände zwischen uns, um die Erfahrung von Nähe und Distanz sowohl auf räumlicher als auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Das Geräusche machen lässt uns auf spielerische und humorvolle Weise in Beziehung treten.

 

Eine Person steht in der Mitte des Raumes, in aufrechter Position und mit geschlossenen Augen – ganz still, die einzige Bewegung ist die des Atems. Der Rest der Gruppe versammelt sich im Kreis herum. Wir halten alle lange, dünne Kunststoffrohre in den Händen. Ausgehend von Assoziationen zum Thema Gleichgewicht, haben wir zuvor diese alltäglichen und doch dem Körper sehr unähnlichen Objekte auf unseren eigenen Körpern balanciert. Jetzt werden wir, nacheinander und doch gemeinschaftlich, die Plastikstangen auf dem Körper der Person in der Mitte platzieren. Wir versuchen das Gewicht der Stangen einzuschätzen, abzuschätzen, wo ihr Gleichgewichtspunkt liegt. Wo können wir sie am Körper anlehnen oder auflegen, ohne dass sie herunterfallen? Wo haben die anderen die Kunststoffrohre platziert, können sie sich gegenseitig stützen, sich ausbalancieren? Hat Gleichgewicht etwas mit Gleichheit im Gewicht zu tun?

 

Die Requisiten werden hier zu Hilfsmitteln anhand derer wir uns unserer eigenen Körper bewusst werden. Durch die Beschäftigung mit dem Gleichgewicht der Plastikstangen wird automatisch mein eigener Gleichgewichtssinn angesprochen und mein leibliches Verständnis von Schwerkraft, Gewicht und Balance rückt in den Vordergrund.

 

Durch diese Eindrücke kann ich Tanzvermittler*innen als wissens- und erfahrungsvermittelnde Figuren verstehen. Es handelt sich um das Vermitteln von etwas. Die Fähigkeiten und Erlebnisse können explizit oder implizit sein, speziell oder alltäglich, sie können über bestimmte Tanzschritte im Studio bis zu angeleiteten Wahrnehmungsübungen im öffentlichen Raum reichen. Es ereignet sich ein Fokussieren und Bewusstmachen.

Tanzvermittlung als gesellschaftliche Praxis

Be van Vark sprach während ihres Workshops über die Herausforderungen, in Projekten mit großen Gruppen sowohl ein Gefühl von Gemeinschaft zu schaffen, als auch gleichzeitig das Individuum zu sehen und sichtbar werden zu lassen. Sie erzählte, dass sie Vermittlung als gelungen betrachtet, wenn sich die Teilnehmenden das vorgeschlagene Material ‚zu eigen‘ machen können und sich ernst genommen fühlen. Die Voraussetzung für diesen Prozess sieht Be darin, das Vertrauen der Teilnehmenden zu gewinnen.

 

Mit Bahar Meriç diskutierten wir wo, wie und auf Grundlage welcher Werte Tanzvermittlung eigentlich stattfindet. Es ging um Fragen von Partizipation, Selbstbestimmung, Akzeptanz und Empowerment und darum, wie Tanzvermittlung verschiedenste Zielgruppen erreichen kann. Im anfänglichen name-game, in dem jede Person ihren Namen zusammen mit einer Bewegung vorstellte, diese dann von der gesamten Gruppe wiederholt wurde und sich nach einigen Runden zu einer Choreografie zusammenfügte, erprobten wir, wie wir uns in Tanzräumen begegnen können und wollen. Wie wir uns ansprechen, uns einfühlen und aufeinander beziehen.

 

Hier tritt die Perspektive des Vermittelns zwischen etwas in Erscheinung. Die Vermittelnden nehmen hier die Position in der Mitte, im Zwischenraum ein. Es kommen Themen rund um Zugänglichkeit/Access und Partizipation ins Spiel – kritische Fragen danach, wo Tanz in Berlin stattfindet und welches Publikum der Tanz dort anspricht. Tanzvermittler*innen nehmen hier die Rolle derjenigen ein, die die gesellschaftlichen Räume und Normen hinterfragen und sich dafür einsetzen, ausgrenzende Barrieren abzubauen und Tanz für ein breiteres Publikum zugänglich zu gestalten. Gruppendynamische Prozesse, im Kleinen wie im Großen, spielen dabei eine bedeutende Rolle.

 

Tanzvermittlung als Katalysator

Für mich sind sie zahlreich, die Wirkungen der Tanzvermittlung. Der Bogen, der sich über die verschiedenen Aspekte spannt, ist die Beschäftigung mit sogenannten Soft Skills. Das sind Fähigkeiten und Werte, die dem Tanz inhärent sind, jedoch oft unsichtbar bleiben. Tanzvermittler*innen bringen Aspekte wie Kreativität, Teamwork, Verständnis und Wertschätzung für Unterschiede und Empathie in Erscheinung und machen sie sichtbar und erlebbar. Die Tanzvermittlung bringt Kontexte, Menschen und Felder zusammen, ähnlich einem Katalysator setzt sie gesellschaftliche Prozesse in Gang.

 

www.mirajochimsen.cargo.site

Statement zur Tanzvermittlung

von Bahar Meriç

 

Tanz schafft Begegnungsräume, in denen vielfältige Perspektiven aufeinandertreffen und in einen gemeinsamen Austausch treten. Durch Tanz wird Vielfalt nicht nur gestärkt, sondern als Bereicherung erlebt. Die gemeinsame körperliche und emotionale Erfahrung verbindet Menschen miteinander und baut Barrieren ab.

 

Besonders in Zeiten, in denen rechte Ideologien Abgrenzung und Abwertung fördern und Krisen junge Menschen zunehmend herausfordern, sind Strategien und Räume für Begegnung und Dialog essenziell. Kunst- und Kulturinstitutionen, Jugendeinrichtungen und Communities sind Orte, an denen Tanz auf unterschiedlichste Weise stattfindet. Mit den Berufsorientierungsprogrammen für junge Menschen von Future Move e.V. bringen wir diese Akteur*innen zusammen, damit sie sich miteinander austauschen und insbesondere sich kritisch auseinandersetzen können. Der Tanz kann hier die Plattform sein, auf der Machtverhältnisse reflektiert und in Frage gestellt werden können, um so gesellschaftliche Transformation umzusetzen.

 

Tanz wirkt demokratiefördernd, indem wir Menschen mit diversen Perspektiven Zugang zu Räumen bieten, die aufgrund von diskriminierenden Strukturen und gesellschaftlichen Normen nicht zugänglich sind. Gerade für junge Menschen, die sich von der Gesellschaft nicht mitgedacht oder abgehängt fühlen, bietet Tanz eine Möglichkeit zur Teilhabe und Selbstermächtigung.

Als Voraussetzung braucht es ein umfassendes Verständnis von Partizipation, das alle am Prozess Beteiligten aktiv einbezieht und nicht nur junge Menschen als Teilnehmende, sondern alle Beteiligten als Mitgestaltende versteht.

 

Partizipation wird häufig synonym mit dem Begriff Teilhabe verwendet. Beide Begriffe unterscheiden sich deutlich in ihrer Bedeutung. Der Unterschied zeigt auf, aus welcher Perspektive und mit welchem (Selbst-)Verständnis wir auf gesellschaftliche Prozesse blicken.

Teilhabe beschreibt eine strukturelle Dimension und bezieht sich auf den Zugang zu gesellschaftlichen Lebensbereichen, wie etwa Theater, Tanz, Kunst oder andere Handlungsfelder. Zugang zu erhalten, bedeutet nicht automatisch, dass eine aktive Mitgestaltung stattfindet. Mitgestaltung bedeutet in meinem Verständnis eine Beteiligung an Entscheidungsprozessen oder Einflussnahme auf das Ergebnis auch über die künstlerische Arbeit hinaus.

 

Um eine „echte“ Partizipation zu ermöglichen, ist es wesentlich, dass diejenigen, die die Prozesse initiieren und gestalten, wie z.B. Projektleitende, Choreograph*innen, Kulturmanager*innen und insbesondere Tanzvermittler*innen, ihre Arbeitsweise nachvollziehbar machen und sie bewusst für ihre Teilnehmenden öffnen. Dafür müssen wir unsere eigenen Vorbehalte, Vorurteile und internalisierten Glaubenssätze hinterfragen, unsere Privilegien reflektieren und unser eigenes Verhalten verändern. Nur so können wir eine inklusive und gerechte Teilnahme für alle ermöglichen.

 

Um dies umzusetzen, müssen wir Barrieren aktiv abbauen, marginalisierte Perspektiven sichtbar machen und diese nachhaltig in Entscheidungsprozesse einbinden. Partizipation bedeutet, Macht zu teilen und den Teilnehmenden Mitspracherecht sowie Einfluss auf Ergebnisse zu geben und den Teilnehmenden zuzutrauen, dass sie für sich und ihr Umfeld die richtigen Entscheidungen treffen.

Tanzvermittlung ist ein beidseitiger Austausch, indem eigenes Wissen als wertvolle Ressource anerkannt wird und die Perspektiven und einzigartigen Erfahrungen aller Beteiligten als Bereicherung gesehen werden. Diese Anerkennung der individuellen Expertise fördert das Vertrauen und den Selbstwert der Personen und kreiert eine Atmosphäre der Gleichwertigkeit und des respektvollen Austauschs miteinander. So schafft der Tanz einen kreativen Raum an dem nicht nur neues Wissen vermittelt, sondern auch bestehendes Wissen gewürdigt und weitergegeben wird.

 

Die Zusammenhänge von Diskriminierung sind komplex. Um diese Komplexität zu verstehen, braucht es eine bewusste Auseinandersetzung mit intersektionalen Perspektiven auf individueller, struktureller und gesellschaftlicher Ebene. Daher bedeutet Tanzvermittlung auch neben der künstlerischen Tätigkeit auch Strukturen kritisch zu beleuchten, zu verändern und neue zu schaffen.

Mit Future Move e.V. haben wir hierfür ein multiperspektivisches Netzwerk aus jungen Menschen und Akteur*innen aus den Bereichen Bildung, Soziales, Tanz, Theater und kulturelle Bildung aufgebaut, um kontinuierlich und langfristig gemeinsam mit und voneinander zu lernen.

 

https://www.baharmeric.com/

https://futuremove.eu/

Einführung in die Tanzvermittlung als partizipative Praxis

von Be van Vark

 

Partizipation bedeutet Mitgestaltung. Im Tanz bedeutet es, Menschen – unabhängig von Alter, Herkunft, Fähigkeit oder Erfahrung – als kreative Mitwirkende einzubeziehen. Für Partizipation gibt es kein allgemeingültiges Rezept. Es hängt von der Gruppe und der Persönlichkeit der Akteur*innen ab, wie ein beteiligungsorientiertes Projekt ausgestaltet wird. Für das Gelingen von Ko-Kreation braucht es Motivation und Ziel, Sensibilität für Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung der Gruppe, die Gruppe lesen zu können. Mein persönlicher Antrieb in der partizipativen Arbeit ist die Frage: Wer wollen wir zusammen sein?

 

Mein Ziel ist es, Gemeinschaft zu erfahren und zu gestalten, gemeinschaftliches Handeln und Verhandeln zu fördern. Tanz ist für mich die beste Methode der Manifestation: Tanz ist Denken mit dem Körper. Die Körperlichkeit des Tanzes befähigt Menschen Entscheidungen zu treffen und ermöglicht geteilte Räume einer gelebten Utopie.

 

Erfahrungswerte aus der Praxis

Was funktioniert? Tanz funktioniert. Tanz ist menschliche und politische Bildung. Im Tanz üben wir Demokratie – und Demokratie muss geübt werden. Wir erschaffen im Tanz unsere eigene Welt: Wir sind miteinander konstruktiv kritisch, zugewandt, tolerant, offen, verspielt, zuhörend und kompromissfähig. Es geht um etwas: Wir ziehen zusammen an einem Strang, schauen in die gleiche Richtung und wollen gemeinsam dasselbe erreichen. So lernen wir durch Tanz für die Gesellschaft. Tanz bietet Veränderungsimpulse: Er steht für etwas, nicht gegen etwas. Er lädt ein, Gemeinschaften mit positiven Narrativen zu bilden, gemeinsam zu essen, zu lachen und Lust darauf zu wecken, den eigenen Lebensstil aktiv zu gestalten. Tanz ermutigt uns, zu fühlen, zu berühren und berührt zu werden – sowohl individuell als auch in der Gruppe. In der Bewegung öffnen wir uns, versichern uns unserer Existenz und gehen eine Beziehung zu uns selbst und der Welt ein. Wir nehmen wahr, erleben, gestalten – wir sind präsent, wir sind verortet. Tanz lädt dazu ein, die Welt, in der wir leben wollen, konkret zu praktizieren, statt passive Zuschauer des eigenen Lebens zu sein. Es geht um den Umgang miteinander und mit sich selbst, um den Umgang mit dem Körper und der Sprache. Es geht darum, mutig zu sein, sich einzulassen.

 

Ein klares Format und gleichzeitig Offenheit für die Expertise der Mitwirkenden sind entscheidend. Oft entwickle ich die Themenfindung gemeinsam mit der Gruppe und andere Male bringe ich eine Fragestellung, ein Thema mit und erfinde darauf basierend mit der Gruppe gemeinsam das Projekt. Es ist wichtig zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Wenn Menschen nie gefragt wurden, nie in kreativen Prozessen eingebunden waren braucht es ein sicheres Fundament auf dem Partizipation stattfinden kann. Aus ihren Lebenserfahrungen zu schöpfen bietet den Mitwirkenden eine sichere Grundlage zur Gestaltung. Gute Vorbereitung ist unverzichtbar – inklusive alternativer Pläne (Plan A, B, C…). Auch der Arbeitsraum ist wichtig: drinnen oder draußen, groß oder klein, sauber oder zugeramscht, urban oder ländlich. Besonders auf dem Land erfordert die oft fehlende Infrastruktur eine klare Planung. Der sogenannte „Dritte Raum“ ist ein hilfreiches Konzept – nicht nur metaphorisch, sondern auch ganz konkret. Das Arbeiten in einem ungewohnten Raum fördert den Ausbruch aus festgelegten Ordnungen und Rollen, hinterfragt starre Strukturen und gibt Raum für Neues. Rituale schaffen Verankerung in der Gruppe: Check-ins zu Beginn jeder Session, gemeinsames Warm-up, gemeinsames Essen, Feedback- und Besprechungsrunden, in denen jede*r zu Wort kommt. Eine Arbeitsweise die Verbundenheit schaffen ist wichtig, etwa durch Improvisation. Methoden wie „Copy and Paste“ oder synchronisierte Bewegungen, bei denen sich sogar der Herzschlag angleicht. Gemeinsam spielerisch und flexibel auf den offenen Entstehungsprozess eingehen, ohne vorher genau zu wissen wo die gemeinsame Reise hingeht. Chaos ist Teil des Prozesses. Vertrauen in den Prozess. Chaos erlaubt, mit Leichtigkeit, Spaß und Humor Dinge geschehen zu lassen. Unerwartete Wege können sich eröffnen. Partizipation braucht Ermutigung und Bestätigung. Dem, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, geben wir Raum sich zu entfalten.

 

Jeder Mensch will gesehen werden. Es ist wichtig, klarzumachen, dass jede*r einen Beitrag zum Gelingen des Projekts leistet. Jede*r sollte sichtbar sein, gehört werden und Teil eines Ganzen sein. Daraus entstehen Sicherheit und die Lust, sich ein Projekt zu Eigen zu machen und gemeinsam zu gestalten.

 

Das Augenmerk auf positive Narrative lenken, um gewichtig gegen vorhandene negative Denkmuster und Selbstwahrnehmung entgegenzuwirken und die Mitwirkenden ins selbstermächtigte Tun zu bringen. Teilnehmende können Verantwortung übernehmen, etwa für einzelne Szenen oder den Raum. Alle dürfen sich zeigen und ihre Verletzlichkeit teilen. Dies schafft Vertrauen und lässt die Gruppe gemeinsam wachsen.

Die Ko-Leitung von Projekten ist hilfreich. Sich den Ball hin- und her spielen zu können, sich gegenseitig zu unterstützen und Verantwortung zu teilen. Allianzen und Netzwerke mit Gleichgesinnten aus anderen Wirkfeldern, zum Beispiel Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen sind auch sinnvoll. Geteilte Erinnerungen formen Gemeinschaft. Was wir im Kleinen üben, schafft Muster für das große Ganze.

 

Diese Arbeitsweise beruht auf einer Kultur der Anerkennung: Unterschiedliche Erfahrungen und Hintergründe bereichern die Projekte. Die eigene Wahrhaftigkeit und Professionalität spiegelt sich in den Teilnehmenden. Ein respektvoller Umgang und gemeinsame Entscheidungsfindung sind Grundlagen des Gelingens. Ein Akronym, das uns dabei hilft, ist WAIT: **Why Am I Talking?** Es erinnert daran, Raum zu schaffen, Ideen anderer zuzulassen und ein Nein durch ein Ja zu ersetzen, um den Prozess voranzubringen.

In diesem Klima und mit diesen Methoden kann gelungene Partizipation entstehen. Partizipation in Projekten ist übertragbar auf die Gestaltung des eigenen Lebens und aktiver Gestaltung der Zivilgesellschaft. Ein Mitwirkender sagte einmal über unsere Arbeit: „We are creating something beautiful from our differences.“ Das ist zu einem Leitmotiv meiner partizipativen Praxis geworden.

 

https://bevanvark.wordpress.com/

https://www.taenzerohnegrenzen.de/