Zitate aus einem gemeinsamen transversalen Leseprozess der Interviews

Im Folgenden versammeln sich eine Reihe von Zitaten aus 35 Interviews, die während der Konzeptionsphase geführt wurden.

Ziel des Interviewprozesses war es, herauszufinden, worum es im Feld der Tanzvermittlung geht und welche Potenziale und Problematiken angegangen werden können und müssen.

Die Zitate werden hier in anonymisierter Form wiedergegeben. Ihre ursprüngliche Sprache und ihr Stil werden beibehalten, mit den unterschiedlichen Nuancen und persönlichen Tönen und Akzenten der einzelnen Interviewpartner*innen.

Die Zitate wurden während der Evaluationsphase in Form eines gemeinsamen transversalen Leseprozesses zwischen der Steuerungsgruppe und Elisa Ricci (die das Interview entwickelt hat) extrapoliert. Jedes Mitglied des Evaluierungsteams wählte 5-6 der Interviews aus und las die jeweils ausgewählten Interviews mit der Aufgabe, Zitate, Sätze und Gedanken zu extrapolieren, die sie*er für relevant und bewegend hielt und die in mehr als einem Interview wiederkehrten.

Die am häufigsten wiederkehrenden Themen wurden diskutiert und übernommen, um den Fokus für die weitere Entwicklung der Konzeptionsphase zu setzen.

Im Folgenden finden sich einige der Fragen des Interviews in fettgedruckt, es folgen jeweils Zitate aus verschiedenen Interviews, in denen wiederkehrende Themen deutlich werden. Die Interviews wurden in schriftlicher Form beantwortet. Einige Fragen konnten mit Zeichnungen oder ähnlichem beantwortet werden. Für die barrierefreie Beantwortung des Interviews wurden Hilfestellungen gegeben.

 

Wie erleben Sie das Feld der Tanzvermittlung gegenwärtig? 

How do you experience the field of dance education and transmission (Tanzvermittlung) at present?

  • I experience participative dance in Berlin (and nationally) as a rather disconnected and fragmented field.
  • Wo können sich Tanzvermittler*innen mit Behinderung ausbilden lassen?
  • Das Feld der Tanzvermittlung erlebe ich als vielfältig: von „klassischen“ Publikumsgesprächen über physical introductions zu Produktionen bis hin zu aktiven künstlerischen Tanzprojektangeboten für Nicht-Profis oder einer Kombi aus Profis und Nicht-Profis (in Schulen, als Community-Projekten an Theatern etc.). Wenig Diskussion über Begrifflichkeiten führt zu fehlender Reflektion.
  • Ein allgemeiner Überblick fehlt, teils bedingt durch unterschiedliche Interessen, Gründen die im Weiteren mit Wertschätzung zu tun haben. Fazit: ein gemeinsamer Konsens besteht auf Grund von Verteilungskampf und Abringen der Fördergelder nicht wirklich, bzw. verschärft sich, weil kleine Institutionen weniger Geld bekommen.
  • Mir kommt es oft so vor, als wenn unterschiedliche Tanzstile in ihren eigenen Szenen/ Communities und gesellschaftlichen Milieus verhaftet bleiben. Den sog. Zeitgenössischen Tanz z.B. finde ich sehr in der weißen Mittelschicht wieder. Auch wenn momentan ein Aufbruch stattfindet und z.B. die intersektionale feministische Perspektive oft in der Kuration wieder zu finden ist (…), ist die Bühne dann doch für viele Personen in der Gesellschaft weit weg. Diese unübersichtliche Situation hat aber ja nicht nur Nachteile. Es bietet auch eine heterogene Tanzszene und die Möglichkeit sich kleine oder größere Nischen zu suchen.
  • Ich habe in meinen Ausbildungen eine hierarchische Unterteilung gespürt zwischen „künstlerischem Schaffen“ und/oder pädagogischen Tanz- /Theaterprojekten (z.B. für Jugendliche in Schulen).
  • In meiner Erfahrung sind viele Tanzschaffende/Tanzvermittler*innen sehr mit der eigenen Arbeit beschäftigt. Verständlicherweise, denn es ist eben in dieser Situation auch nicht einfach, sich einen „Student body“ aufzubauen. Es kann schnell ein Gefühl der Konkurrenz entstehen.
  • Viele hörende Tänzer sind im Tanz aktiv, aber es besteht ein normatives Einverständnis darüber, dass Tanz so viel mit Musik zu tun hat. Deswegen ist die Kultur der Tauben so weit weg von Tanz. (…) Es gibt zu wenig Angebote speziell für Taube. Vor allem im professionellen Bereich.

 

Wo sehen Sie Blockaden, Schwierigkeiten und Hindernisse innerhalb der Zyklen der Tanzvermittlung?

Where do you see blockages, difficulties and obstacles within the cycles of dance education and transmission?

  • Es gibt „Vermittlungsangebote“ sicherlich zu unregelmäßig. Es sind selten durchlaufende Angebote, sondern häufig punktuell.
  • Ich empfinde, dass die Tanzvermittlung gegenwärtig wenig sichtbar ist. (…) Das liegt auch daran, dass ich das Gefühl habe, der öffentliche Raum ist nicht der Ort des Tanzes und der Tanzvermittlung. Und auch gerade in Abgrenzung zu südeuropäischen Ländern, in denen ich schon oft war – was auch immer eine Frage des Klimas ist, was man ja hier auch nicht ausblenden darf. Das führt dazu, dass Tanz wenig sichtbar ist und stattdessen in geschlossenen Räumen stattfindet, in die man gehen muss und nicht zufällig reinstolpert.
  • The blockages are essentially due to a segregation of dance forms into different categories. These in turn lead to obstacles (in the mind) in opening up proper discourse.
  • Lack of pathways of understanding and education between subculture, contemporary dance scene and “high culture”.
  • There is a deficit of training for dancers in the field of participative/participatory dance.
  • The gap between academic dance institutions and the value of self-taught dancers on a high level is much too big.
  • Berlin is a bubble. Art is made for artists and less for general people, this leads to a perception of stereotypes and doesn’t allow openness and cross sectional interests.
  • Keine Nachhaltigkeit, kein eingebunden sein in längere Prozesse.
  • Der eigene Körper als nicht leistungsfähig genug, nicht biegsam, nicht schön, nicht tänzerisch genug; die eigenen Ideen und Impulse als nicht interessant oder innovativ oder technisch versiert genug.
  • Dürfen Tänze da sein, die oft als nicht künstlerisch wahrgenommen werden? Der Kreistanz, der gerne im Familienkreis getanzt wird, die Choreo, die die Grundschüler*innen im Netz gefunden haben, der indische Kampftanz, der mit Kolleg*innen nach der Arbeit geprobt wird?
  • Wenige Theater/Spielstätten haben eine Vermittlungsabteilung, die sich regelmäßig mit Tanz beschäftigt. Der Vermittlungsbereich für Erwachsene ist kaum etabliert.
  • Leitungspositionen sind zudem von nichtbehinderten Personen besetzt, auch in inklusiven Formaten von Tanzvermittlung.
  • Für mich fehlt das wirkliche Anliegen und auch Interesse Kinder und Jugendkultur, bzw. Tanzvermittlung mit Erwachsenen in der Hochkultur eine wirkliche Anerkennung zu zeigen.
  • Eine flächendeckende und längerfristige Verankerung von qualitätsvollen Vermittlungsangeboten im Bildungswesen ist nicht gegeben. Empirische Studien über die Wirkung von Tanzvermittlung besagen dass universitäre Studiengänge mit dem Berufsprofil Tanzvermittlung in der Gesellschaft fehlen.
  • Bei den Förderinstrumenten sind zwar neue Fonds für Vermittlung entstanden, dennoch fließen die Mittel nach wie vor vor allem bei den größeren Kulturinstitutionen.
  • I believe some main blockages exist in the circles the elderly as they are not identified as potential beneficiaries from the dance education and outreach services. I specify here more the older women from migrant background, and even more specifically those older women from Arabic origin, and more specifically who are veiled, and not recognised as dancing bodies. With this blockage, I also see an obstacle for Arabic cultural dances, specifically in (…) field of belly dance/Baladi Dance/ Raqs Sharqi, which is historically exoticised, commercialised and objectified, and with it all expressions of female sexuality and ownership of identity and body, while this form of dance can really be very empowering and speaking to the individual and collective identities of women from a feminist perspective.
  • In einer Umgebung, die nicht westeuropäisch geprägte Verständnisse haben, ist es herausfordernd für häufig westlich ausgebildete Tanzvermittler*innen, Begegnungsräume zu schaffen, wo die Menschen einerseits ermutigt werden, mit ihrem Körper etwas so auszudrücken, wie sie ihn erleben und anderseits dort abgeholt werden können, wo sie sind, um ihre eigene Körpersprache weiter zu entdecken. Das geht dann auch anders rum: Wie kann das Publikum in Deutschland kultiviert oder vorbereitet werden, andere Bewegungssprachen zu „verstehen“, ohne sie von vornherein mit ihren gewöhnten Blicken zu „beurteilen“?
  • Strukturelle und institutionelle Barrieren finden sich auch in der Tanzvermittlung auf universitärer Ebene. Hier wird aus meiner Sicht oft ein Bild von Tanz und Choreografie vermittelt, welches zu sehr auf interkultureller Ebene stattfindet und somit Künstler*innen ausbildet, die Kunst für ein bestimmtes Publikum machen. Hier sollte Tanzvermittlung diverser und publikumsorientierter gedacht werden.
  • Es werden immer noch zu wenig Menschen aus marginalisierten Communities in die Entwicklungsprozesse von Tanzvermittlung eingebunden, so dass Diskriminierung und Stereotype in der Arbeit reproduziert werden. Diese münden in zur Schau stellen von Leidensgeschichten immigrierter Menschen, von Menschen mit Fluchterfahrung. Ich finde es super wichtig, diese Erfahrungen zu erzählen, diesen Menschen eine Stimme zu geben, aber dies passiert auf einer wenig empowernden und wenig aktivistisch-künstlerischen Ebene.
  • Die Jugendtanzensembles sind leider oft mit privilegierten jungen Menschen besetzt. Soziökonomische Kriterien legen hier fest, wer die Chance hat, Teil dessen zu sein. Dabei geht es nicht darum, ausschließlich die Frage zu stellen wie wir es schaffen, Menschen in die Ensembles zu bringen, sondern vielmehr auch in die Ursachenforschung zu gehen.
  • Dolmetscher*innen (Gebärdensprache) können auch eine Barriere sein, weil immer die Frage ist, WER dolmetscht? Man braucht immer jemanden, der eine hohe Sprachkompetenz aufweist und am besten jemand, der auch im Kulturbereich gebildet ist. Es geht nicht mit jeder Person, die DGS kann, das reicht nicht.
  • Aus meiner Erfahrung liegt die Diskursmacht zum Thema Vernetzung am Ende bei denen, die sich aus ihrer Festanstellung heraus damit am beschäftigen können. Freiberufliche Künstler*innen oder Tänzer*innen sind da vielleicht für kurze Zeit mit am Start, können das aber nicht in gleichem Maße durchziehen. Daher sind es letztlich immer die selben Personen, die aufgrund ihrer Arbeitsstelle den längeren Atem haben, auch für so Prozess-Sachen.
  • Gleichwertige Vergütung gleicher Arbeit, besonders mit Freiberufler*innen und Ehrenamtlichen Arbeiter*innen.

 

Das Projekt eines Tanzvermittlungszentrums verspricht Wachstum und Veränderung für das Feld. Was ist für dieses Wachstum nötig? Wie kann die Veränderung aussehen?

The project of a “Tanzvermittlungszentrum” promises growth and change for the field. What is needed for this growth? How can the change look like?

  • The biggest change necessary is in the training of dancers – skilling up the next generation of dances for the challenge they face. This includes supporting them to widen their definition of art-making, to access work which functions in economies beyond subsidy, to experience body and choreography at the intersection on education/society/politics.
  • Kunst und Bildung müssen zusammen gedacht werden. Bildung von Kultur zu trennen ist eine der effektivsten Wege die es gibt, um Ungleichheit zu begünstigen. Der Kunstbetrieb müsste also z.B. vor allem auf die Qualität der künstlerische Vermittlung achten, also auf die Ausbildung der Kunstvermittler*innen, auf die Qualität und die Diversifizierung je nach Kontext von Inhalten, Methoden und Institutionen, statt darüber zu streiten ob künstlerische Vermittlung in der Gesellschaft Kunst sei oder nicht. Diese Prozesse finden schon statt, müssen aber auf einer größeren Skala durchgeführt und empirisch erforscht werden.
  • multiple languages in funding applications
    removing barriers to access for funding applications
    LONG TERM projects so each time the hard work of making partnerships is not always needing to be redone
    mentoring programmes
    working with institutions and organisations to anchor initiatives beyond individuals and in organisation structures
    platforms targeted to specific communities – developed in dialogue with those communities
    Collective working structures integrating multiple perspectives
    Listening
    responding with action
    facilitating others being able to take action
    Acting
    Changing ingrained ways of working
  • Change would hopefully function by breaking the barriers and hierarchies between forms and disciplines, as well between cultural dance, artistic dance, community dance and institutional dance, while uniting the efforts of dance mediators with educational/pedagogical workers, and social workers. It could look like a space of intersectional and interwoven change and growth, based on an understanding of the current reality of the needs of the society in all its diverse sectors and communities.
  • Ein Wachstum macht für mich nur Sinn, wenn es auch eine inklusive, gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Praxis verspricht. Dafür braucht es einen Lernprozess der Szene, was diese Praxis überhaupt bedeutet. Vor allem sollen Akteur*innen, die sie längst praktizieren, in die Entscheidungspositionen kommen. Um Veränderungen bekommen zu können muss auch dafür Platz gemacht werden.
  • Partnerships which are based upon identifying the needs of all parties involved and an ongoing negotiation of these needs.
  • Entwicklungsprozesse auf institutioneller Ebene wie auch die direkte kulturelle Praxis sollten aus einer wissenschaftlicher Perspektive begleitet werden. Im Rahmen eines reflexiven Prozesses und im Sinne der Nachhaltigkeitsprüfung.
  • What is needed is a decolonised perspective towards dance, its definition and the related notions of normality, beauty and ability. It is necessary to do the effort of re-visiting and re-examining the history of dance in Germany and the related notion of “Tanzvermittlung”, to understand if it was inclusive, diverse and providing equal opportunity in expression and service.
  • Indem man Vermittler*innen einlädt die marginalisiert und ausgeschlossen sind, indem man Alternativen sucht zu den Praktiken die sehr präsent sind (Improvisation statt Ballett, Butoh statt Gaga, Gartenarbeit statt zeitgenössischer Tanz), indem man Formate gestaltet in denen man die
  • Chance hat, Marginalisierung körperlich zu erfahren, das regt die Empathie an, indem man mehrere Medien mischt um Wahrnehmungsverträglichkeit zu fördern, indem man Leitungsfunktionen und Kuratorische Positionen regelmäßig wechselt um neue Sichtweisen zu erlauben.
  • Sharing different perspectives of the definition of Dance.
  • Go to them, support their creation of their own dance and their own embodiments, and empower their expressions of identity and transformation. Stop framing dance as a western practise, and stop presenting “aesthetic” dance as a white practise while looking at the rest of the forms as inferior, or “not aesthetic/not artistic”, or “cultural” or “not professional” or “under-developed”. Stop racialising dance, stop stigmatising the dancing body. Dismantle categorisation and polarisation. Deconstruct the history of colonising the dancing body.
  • I believe collaborations and partnerships with social centres, family centres, youth centres, groups of mothers, churches, i.e. Flüchlingskirche, Berlin Mondiale and Wasserwerk program. This type of partnerships expands the possibilities of dance education and outreach, its potential for reaching out, and for touching marginalised groups and providing them with creative opportunities for self expression, participation and empowerment.
  • Wie können bestehende Kunst- und Kulturinstitutionen mit Grassroot-Organisationen arbeiten, so dass mehr marginalisierte Perspektiven mit einbezogen werden, ohne dass die einzelnen Akteur*innen sich noch zusätzlich zum Inhalt viel um die Struktur kümmern müssen?
  • Practice based research is of vital important. To give voice to all the experiences and opinions, even if they are labeled as “not knowledgeable”. To connect academic research with individual testimonies, and with practice-based research. To question who has the right to research and why, to question what research is, and according to which pedagogical discourse.

 

Wir laden Sie ein, eine Vision für das Tanzvermittlungszentrum zu formulieren.

We invite you to formulate a vision for the “Tanzvermittlungszentrum”.

  • Tanzvermittlung in Berlin braucht eine Gesamtstrategie um für und durch Tanz Interesse, Sichtbarkeit, Innovation und mehr kulturelle Gerechtigkeit zu schaffen. Dafür sind, je nach Handlungsfeld der Vermittlung, differenzierte Kompetenzen notwendig.
  • To reach with formats that work with schools, houses of the elderly and family centres. And to reach out with dance workshops and classes to employees who are always sitting behind their desks. People who dance have more immunity against sickness, dance provides more richness for the creative minds. Among the bureaucratic employees who would urgently need Tanzvermittlung  are those at the job centres, Finanzamt and Ausländerbehörde! They MUST dance!
  • Das Tanzvermittlungszentrum könnte z.B. ein Festival oder einen „Monat der Tanzvermittlung“ oder einen „Tag der Tanzvermittlung“ organisieren, in ganz Berlin in allen Stadtteilen, wo überall DRAUßEN in Parks auf den Straßen, überall wo es geht, Tanzworkshops in allen Stilen und Sprachen stattfinden…
  • The “field” of socially engaged dance – participative/participatory/community dance – will be needed to lead the way into what comes next for the whole of the dance scene.
  • Ein Ort , der den unterschiedlichen „Tanzkulturen“ Raum gibt und die Vielfalt in Berlin zeigt. Ein Ort der Vernetzung der Communities und der Tanzvermittler*innen bzw. der entsprechenden Organisationen. Ein Wissenspool, eine Fortbildungsstätte, ein Zentrum mit internationalen Kontakten, Laboren zum Ausprobieren und Verwerfen, zum Diskutieren und Veröffentlichen, eine Anlaufstelle für alle, die sich informieren wollen.
  • The house of many – Ein fluider unbürokratischer Raum, eine spontan lebendige administrative und performative Plattform  – Soziale Plastik (Beuys) des Austauschs, eine Wissensbank, die für alle interessierten Menschen zugänglich und erlebbar ist.
  • Die Teamaufstellung sollte das möglich machen – administrative Vorgänge, Beratungen etc. Ein steter Dialog durch Kommunikator*innen, Multiplikator*innen und Koordinator*innen die nicht nur überfordert und gestresst am Tresen stehen, das muss möglich sein und eine Menschlichkeit zulassen. Ich habe leider häufig solche Situationen in der Hochkultur erlebt, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass bei entsprechender Teamaufstellung das auch anders zu lösen ist. Ich sehe bei so einem Zentrum zwei Hauptbereiche: 1. die performative offene Plattform (nicht über kuratiert), veranstaltet durch Player der Tanzvermittlungsszene (nach unserer Definition: Diversität, Inklusion, antidiskriminierend and so on). 2. den Ansatz/die Philosophie vertretend: entsprechende Multiplikator*innen/Player der unterschiedlichen interkulturellen Tanzszenen initiieren ein repräsentatives divers aufgestelltes Programm für das Publikum. Eine Art fluides Happening, Wissensbank mit Beratungs-/Konferenz-/Dialogräumen und Plattformen – Strukturen schaffen der alltäglichen Begegnung, organisierter Austausch von KnowHow, Beratung etc. Organisches Chaos darf sein, wo nicht alles durchgetaktet ist, denn die Situation vieler Gruppen und Teilnehmerstrukturen und ihrer Lebensrealitäten lässt dies gar nicht anders zu,  sprich es gibt die Dringlichkeit, spontan agieren zu können. Ein wertfreier Raum in dem sich unterschiedliche Player, unabhängig ihrer eigenen Interessen begegnen und sich dem Ziel verschreiben, Tanz und performativem Ausdruck allen zugänglich zu machen. Eine symbolische Vernetzungs-Lounge, Plattformen der Expertise werden konkurrenzfrei vermittelt. Ich würde behaupten, dass das Selbstverständnis des Tanzes als Etwas im Alltag Sichtbares wachsen muss. Dafür braucht es Anlässe und die Erschließung des öffentlichen Raums für den Tanz. Es braucht außerdem die praktische Nutzbarkeit jener Flächen – Überdachung, Stromanschlüsse.
  • I wish it would be a polyvalent space, bright and open, cozy, have the most precious and impossible to find documentation – like one-off booklets, exhibition catalogues, audiovisual inspirations –, that it would be perfect for testing out a format or sit down for a meeting. That it would be thought for bringing mind and body together.
  • I imagine it as a platform that is de-centralised, working in circular patterns, or spiral patterns, within each spiral there are meeting points that intersect with other rounds of spirals, which guarantees circulation, continuity and intersections and horizontal expansion.
  • Was wäre wenn diese Orte so stark in die gesellschaftlichen Räume hineingetragen werden, dass sie als eigenständige Orte nicht mehr erkennbar sind?
  • Ich würde gerne von Wirken sprechen. Im TVZ sehe ich das Potential in der Tanzszene eine diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Perspektive als Grundhaltung zu etablieren und Akteur*innen der Szene dahingehend zu sensibilisieren und zu stärken. Das TVZ als ein Ort, der kulturpolitische Ziele für Tanz und dessen Vermittlung formuliert und ein diverses Netzwerk von unterschiedlichsten Akteur*innen bildet, das das Feld der Tanzvermittlung in einem kontinuierlichen Prozess über Austausch und Forschung weiterentwickelt. Ich erhoffe mir ein Wirken auf Aus- und Weiterbildungsebene, auf der Ebene der kulturellen Praxis (Ausschreibungen, Projektentwicklung, -durchführung, -verwaltung etc.) und auf politischer Ebene (mehr Ressourcen für Tanzvermittlung, also Geld und Räume). Desweiteren bedeutet dieses Wirken Veränderung einer gesamtgesellschaftlichen Haltung, in der Tanzvermittlung in ihrer künstlerisch-edukativen Arbeitsform als substantiell und unentbehrlich gilt und als Kunstform gleichwertig zu Tanz und Theater gesehen wird.
  • Mein Traum wäre es, wenn taube und hörende Künstler*innen auf Augenhöhe arbeiten und es nicht als besonders angesehen wird, dass taube Menschen auch tanzen können.
  • I think it is vital that the (de)centre is not attached to ONE house in terms of its content/initiatives. It can be located in an area that is not well served by dance opportunities. Participative processes which work with communities who are not yet engaged in the dance scene can initiate change in the scene which the scene itself would perhaps not initiate. An independent centre would be free to ask questions, spotlight topics, further discourses which might bring together different “bubbles” who are concerned with a similar topic or theme.